Artikel

Auch das ist Jerusalem


Dr. Herbert Hillel Goldberg

Dr. Herbert Hillel Goldberg

Es war Donnerstagnachmittag am 26. Mai. Gerade hatten wir Gäste aus Australien verabschiedet, da bemerkten wir Rauch und meinten, dass es von Arabern käme, die auf der andern Seite des Tals Abfall verbrannten, was sie oft abends taten, um uns zu irritieren.

Dann sahen wir 8 kleine Flugzeuge über unserer Waldgegend am Rande von Jerusalem kreisen und Chemikalienpuder abwerfen. Einige Minuten später stand ein Polizeiwagen vor unserer Pforte, und der gesamten Einwohnerschaft unserer Straße wurde befohlen, wegen Brandgefahr alle Gebäude zu verlassen. Rauchwolken über uns bestätigten die Ursache. Es blieb nur Zeit, schnellstens Pässe und etwas Geld zu nehmen, Fenster und Türen zu schließen, keine Chance zur Mitnahme von Bekleidung oder sonst etwas für die Flucht.

Während der ganzen Zeit bewahrten Leah und ich völlige Ruhe, waren sogar unter den Letzten, die hinausfuhren. Wohl unseres Alters gemäß, kamen frühere Erfahrungen uns ins Gedächtnis und zur Hilfe.

Erinnerte uns das nicht an unsere Jugendzeit im 2. Weltkrieg? Luftangriffe, Feuer, Flucht vor den Nazis? Was ist bei Lebensgefahr der Unterschied? Mit Gottvertrauen und Gelassenheit fort und in Sicherheit. Wie oft hat Leah das in Königsberg/Ostpreußen erlebt. Wie oft auch ich in Polen, später bei einer russischen Bombardierung eines Waldes bei Stettin (jetzt Szczecin), wie auch bei amerikanischen Bombardements von Lübeck, eigentlich wir beide in etlichen Städten, und oft ging es mehrere Male pro Nacht in den Luftschutzbunker. Heute sind wir konditioniert, gar gestählt.

Ein zweites Erlebnis kam uns in Erinnerung: Leah und ich kamen 1991 während des Golfkrieges zum wiederholten Mal aus den USA nach Jerusalem, bevor wir hierher zogen. Auf dem Ben Gurion-Flugplatz erhielten wir Gasmasken und Anweisungen. Beim Ankommen in der Wohnung machten wir sofort einen Raum luftdicht und legten feuchte Lappen unter die Tür.

Noch nicht ganz damit fertig, da heulten die Sirenen los. Skud-Raketen waren im Irak gegen Israel abgefeuert; einige schlugen Momente danach in Tel Aviv ein. Die Wohnung von Verwandten von uns war total vernichtet. Über Rundfunk waren wir angewiesen, die Gasmasken aufzusetzen, bevor andere Sicherheitsmaßnahmen zu tätigen. Mehr Raketen fielen, trafen aber nicht die Hauptstadt Israels. Dann war Entwarnung, alles vorüber.

Während den nächsten Tagen gingen alle, auch wir, nur mit einer umgehängten Gasmaske auf die Straße. Es sind jetzt 25 Jahre her, aber der Hauptkrieg gegen Israel hat seit 1948 nie aufgehört. Auch heute hat jedes Haus einen Luftschutzraum.

Zurück zur Gegenwart. Wir hatten also Waldbrände in Jerusalem an etlichen Stellen gleichzeitig. Die genaue Ursache steht nicht fest. Das Feuer war bis zu 150 m an unser Haus gelangt, bei andern Nachbarn noch näher, bei einer Synagoge bis zur Hofmauer. Gartenbäume und ein Balkon verbrannten. Die Piloten der Löschflugzeuge und die Feuerwehr hatten jedoch ausgezeichnete Einsätze geleistet. Leah und ich konnten in den nächsten 5 Stunden nicht in unsere Straße zurück. Ruhig fuhren wir währenddessen in einen andern Stadtteil und machten unsern wöchentlichen Lebensmitteleinkauf. Inzwischen hatten sowohl unser Rabbiner als auch ein Arzt aus unserer Gemeinde angerufen und uns Übernachtung angeboten, falls unser Haus abgebrannt wurde. Wir freuten uns über solche Hilfsbereitschaft, die in Israel vorbildlich ist.

Der Ewige hatte uns aber volle Bewahrung geschenkt. Und durch eine plötzliche Änderung der Windrichtung war selbst der Brandgeruch von unserer Straße gewichen.

Jerusalem heißt Stadt des Friedens. Wie oft ist diese Stadt doch angegriffen, zerstört und wieder aufgebaut worden. Auch der letzte Krieg auf Erden nach einem Reich von 1000 Jahren des Friedens wird gegen Jerusalem (Offb. 20, 7-9), gegen Gottes irdische Heimstätte sein. Hass und Unfrieden kommen von außen. Es wird aber einst ewigen Frieden und keine Gefahr geben. Als Kinder des Allerhöchsten dürfen wir schon heute und hier unter allen Umständen vollen Frieden haben, weil der Fürst des Friedens in unserm Herzen wohnt.