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Eine traurige Geschichte aus Schweden


Die acht Jahrhunderte alte Stadt, randvoll von verzierten, pastellfarbenen Gebäuden, hat heute 120.000 Einwohner und ist im Norden bekannt als Zentrum für seine Industrien und Akademiker.

Die jüdische Gemeinde ist klein, hat kaum mehr als 50 Personen. Mit den diversen israelischen Studenten an der Universität von Umeå gibt es dort jedoch rund 100 Juden.

Carinne Sjöberg, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Umeå

Carinne Sjöberg, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Umeå

Carinne Sjöberg, eine israelische Mutter und Mitglied des Stadtrates von Umeå, hat sich vor Jahren um Organisatorisches in der jüdischen Gemeinde gekümmert. Letztes Jahr eröffnete man ein Gemeindezentrum in einem ehemaligen Bankgebäude. Man feierte Pessach, Chanukka und andere jüdische Feste. Auch viele christliche Unterstützer in Umeå machten mit.

Doch die Gemeinde war Gegenstand ständiger Drangsalierungen von Links- und Rechtsextremen. Man bekam Hitler-Poster und Drohungen, Hakenkreuze wurden angebracht, Fenster zertrümmert. Es gab nur begrenzten Polizeischutz. Im April schließlich beschloss man, das Zentrum zum Schutz der Mitglieder zu schließen.

Am 23. April hielten 400 Einwohner von Umeå, darunter viele Christen und der israelische Botschafter für Schweden, Isaac Bachman, eine Kundgebung ab zur Unterstützung für die jüdische Kommunität. Vier Monate später jedoch, wartet die jüdische Gemeinschaft noch immer auf die Hilfe der Stadt bei der Suche nach einem sicheren Versammlungsort.

Unsere rechtzeitige Verbindung mit Umeå

Seit 25 Jahren hält die Stadt eine Kristallnacht-Gedenkstunde ab zur Erinnerung an die Ereignisse vom 9. und 10. November 1938, als die Nazis 30.000 Juden in Deutschland und Österreich verhafteten und 1.000 Synagogen niederbrannten, auch 7.000 jüdische Geschäfte beschädigt und zerstört wurden.

Doch die Gedenkveranstaltung entwickelte sich zu einer universalen Anti-Rassimus-Demonstration. Die Organisatoren sperrten sich sogar gegen eine jüdische Beteiligung wegen „Sicherheitsbedenken bei der Teilnahme von Juden“. Diese Absurdität, dass Juden bei einer jüdischen Gedenkveranstaltung nicht willkommen waren, machte im November 2015 international Schlagzeilen.

In einem völligen Richtungswechsel wurde 2016 eine jüdische Teilnahme möglich gemacht, und Dr. Herbert Hillel Goldberg wurde als Redner eingeladen. Am 9. November waren über 100 Menschen, darunter Würdenträger, Politiker und Journalisten, ja sogar Schwedens nationaler TV-Sender SVT zu einer Freiluft-Gedenkveranstaltung mit Fackelanzünden auf dem Stadtmarktplatz versammelt. Die Stadträtin Sjöberg sagte zu Reportern, es sei das erste Mal, dass ein Schoah-(Holocaust)-Überlebender in der Stadt gesprochen habe.

Dr. Goldberg erzählte von seinen eigenen Erfahrungen, der Verfolgung und Ermordung von Familienmitgliedern. Er betonte, er habe nie Vergeltung gesucht. Stattdessen tat er, was sein Vater ihn gelehrt hatte: Böses mit Gutem zu vergelten.

Mit Kleidern gefüllte Schweden-Busse.

Mit Kleidern gefüllte Schweden-Busse. H. H. Goldberg organisierte 1952-1957 in Deutschland Verteilaktionen für Flüchtlinge

In der Tat führte er nach dem 2. Weltkrieg Hilfsaktionen durch, um zehntausenden, zumeist deutschen, Flüchtlingen, in ganz Norddeutschland waggonweise mit Kleider- und Lebensmittelspenden zu helfen und organisierte kostenlose, monatelange Aufenthalte in Schweden für Hunderte junger Menschen. Man wusste kaum, dass hinter dem allem ein junger Jude in den 20ern stand, dessen Vater durch deutsche Hände den gewaltsamen Tod gefunden hatte.

An diesem Abend sprachen und sangen wir in Umeå in einer großen Versammlung von Christen mit einem Herzen für Israel. Wochen später gaben wir der jüdischen Gemeinschaft einen Geldbetrag zur Fortsetzung ihrer Wirksamkeit.

André Larsson / TTHeute ist die kleine Minorität von Juden in Umeå geistlich heimatlos. Wir beten, dass sie eine Zuflucht finden, die frei von Verfolgung und Hass ist. Doch letztlich, nach Beendigung ihrer Studiengänge oder anderen Pflichten, kennen wir ihr Ziel, wie das aller Juden – Israel. Wir heißen sie zu Hause herzlich willkommen.

–Red.